Fachveranstaltung »Mobilität im ländlichen Raum« am 5. November 2015
Mobilität und Erreichbarkeit sind Themen, die die Menschen besonders in ländlichen Räumen bewegen. Zukünftig sind der Bevölkerungsrückgang und die Verschiebung der Altersstruktur in Verbindung mit veränderten Mobilitätsgewohnheiten und eingeschränkten Finanzierungsspielräumen die größten Herausforderungen. Private und öffentliche Anbieter werden zum Rückzug aus der Fläche gezwungen und Kosten für Netzinfrastrukturen, Verkehrsangebote und öffentliche Dienstleistungen steigen. Die Akteure werden sich mehr und mehr der Frage stellen müssen, wie der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) weiterentwickelt werden kann. Um die fachliche Diskussion weiter voranzubringen, hatten die Herbert Quandt-Stiftung und die Sächsische Staatskanzlei am 5. November 2015 zu einer gemeinsamen Fachkonferenz unter dem Titel »Mobilität im ländlichen Raum – Innovative Konzepte in Zeiten des demografischen Wandels« nach Leipzig eingeladen. In drei Panel-Veranstaltungen wurden wissenschaftliche Szenarien, innovative Projekte sowie politische und unternehmerische Mobilitätsstrategien vorgestellt und diskutiert. Die Veranstaltung richtete sich insbesondere an Entscheidungsträger in Kommunal-, Land- und Bundespolitik, Planer in den Verwaltungen und Verkehrsverbänden sowie an Verkehrs- und Mobilitätsunternehmen, Vertreter aus der Wissenschaft bis hin zu lokalen Initiativen, Vereinen und engagierten Bürgern. Rund 110 Interessenten folgten der Einladung zur Veranstaltung.
Nachfolgend wurden die zur Verfügung gestellten Vorträge entsprechend dem Programmablauf zusammengestellt:
Eröffnung
Eröffnung
- Thomas Schmidt, Sächsischer Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft, in Vertretung für Dr. Fritz Jaeckel, Staatsminister und Chef der Sächsischen Staatskanzlei, Dresden
- Dr. Christof Eichert, Vorstand der Herbert Quandt-Stiftung, Bad Homburg
Panel 1: Zukunft der Mobilität im ländlichen Raum – Wissenschaftliche Szenarien
Debatte zum Panel 1 mit:
- Carolin Schäfer-Sparenberg, Projektleiterin am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
- Dr. Irene Feige, Leiterin des Instituts für Mobilitätsforschung, BMW Group, München
- Michael Ziesak, Bundesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland e. V., Berlin
- Angela Elis, Moderatorin
- Vortrag: Wie Stadt und Land in Verbindung bleiben – Intelligente Verkehrssysteme für morgen (*.pdf, 1,96 MB) Carolin Schäfer-Sparenberg, Projektleiterin am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
Panel 2: Innovative Projekte durch Kooperationen von ÖPNV, Verwaltung und Bürgern
Debatte zum Panel 2 mit:
- Martin Weißhand, Nordhessischer Verkehrsverbund, Bereich Verkehrsangebot Bus, Kassel
- Prof. Dr. Dr. Helmut G. Pratzel, Gründer und Vorsitzender des Törpiner Forums e. V.
- Dr. Anita Maaß, Bürgermeisterin der Stadt Lommatzsch
- Steffen Lehmann, Geschäftsführer des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes, Leipzig
- Angela Elis, Moderatorin
- Vortrag: Mobilität + Vielfalt = Mobilfalt. Einblicke in ein neues hessisches Nahverkehrskonzept (*.pdf, 2,34 MB) Martin Weißhand, Nordhessischer Verkehrsverbund, Bereich Verkehrsangebot Bus, Kassel
- Vortrag: Ein BürgerBus und seine Folgen – Erfahrungen des Törpiner Forums (*.pdf, 2,97 MB) Prof. Dr. Dr. Helmut G. Pratzel, Gründer und Vorsitzender des Törpiner Forums e. V.
- Vortrag: Mobilität als gesellschaftliche Herausforderung – Was können Kommunen, was Bürger im demografischen Wandel leisten? (*.pdf, 1,37 MB) Dr. Anita Maaß, Bürgermeisterin der Stadt Lommatzsch
Panel 3: Intelligente Vernetzung im demografischen Wandel – Politische und unternehmerische Mobilitätsstrategien für Sachsen
Debatte zum Panel 3 mit:
- Bernd Sablotny, Abteilungsleiter im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, in Vertretung für Dr. Hartmut Mangold, Staatssekretär des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr
- Frank Klingenhöfer, Vorsitzender der Regionalleitung von DB Regio Südost, Leipzig
- Hans-Jürgen Pfeiffer, Geschäftsführer, Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien, Bautzen
- Stephan Kühn, MdB, Verkehrspolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag
- Angela Elis, Moderatorin
In der Veranstaltung wurde deutlich, dass es unabhängig von den aktuellen Diskussionen um die Verteilung der Regionalisierungsmittel zwischen den Ländern sinnvoll ist, die Strukturunterschiede in Sachsen nicht außer Acht zu lassen. Werden landesweit weiterhin, trotz der zunehmenden divergierenden Einwohnerentwicklung zwischen den Ballungsräumen Dresden und Leipzig einerseits sowie den ländlich peripheren Gebieten Sachsens andererseits, einheitliche Vergleichsmaßstäbe für die Wirtschaftlichkeit des ÖPNV angewendet, hat der ÖPNV im ländlichen Raum wenig Überlebenschancen. Die Erreichbarkeit von Einrichtungen der Daseinsvorsorge und von Arbeitsplätzen mit einem klassischen ÖPNV-Angebot wird für Personen ohne eigenen PKW immer schwieriger und eine gleichberechtigte Teilhabe am wirtschaftlichen und sozialen Leben damit eingeschränkt.