Entwicklungstrends
Der demografische Wandel ist kein Ereignis, welches auf einmal alles Vorherige verändert. Er vollzieht sich allmählich. Im Alltag sind seine Phänomene deshalb nicht immer leicht auszumachen.
Die wesentlichen heute schon klar erkennbaren demografischen Entwicklungstrends für Sachsen sind:
- Entwicklungstrend: Einwohnerzahl und Alterung
- Entwicklungstrend: Durchschnittsalter
- Entwicklungstrend: Altersstruktur
- Entwicklungstrend: Bevölkerungsdichte
- Entwicklungstrend: Geburten
- Entwicklungstrend: Bevölkerungsbewegung
- Entwicklungstrend: Lebenserwartung
- Entwicklungstrend: Geschlechterstruktur
- Entwicklungstrend: regionale Bevölkerungsstruktur
- Entwicklungstrend: private Haushalte und Lebensformen
Im Folgenden werden einige Eckdaten für die oben beschriebenen Entwicklungstrends aufgeführt. Weil es bei der 6. Regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung für den Freistaat Sachsen bis 2030 zwei unterschiedliche Varianten gibt, werden jeweils zwei Werte für 2030 genannt. Die beiden Varianten unterscheiden sich in den Annahmen zur Auslandswanderung und der Geburtenhäufigkeit. Diese zwei Varianten markieren die Grenzen eines Korridors, in dem sich die Veränderung bei Fortsetzung der aktuellen demografischen Entwicklung bewegen wird. Nachfolgend bzw. in den bereitgestellten Grafiken erfolgt mitunter ein Vergleich zum 31. Dezember 2014, dem Ausgangspunkt der Berechnungen der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung.
Entwicklungstrend: Einwohnerzahl und Alterung
Für Sachsen wird eine rückläufige Einwohnerzahl und zunehmende Alterung mit regional unterschiedlicher Intensität beider Entwicklungen prognostiziert. Die regionalen Disparitäten werden sich verstärken.
Während Anfang 1990 in Sachsen noch 4,9 Millionen Einwohner lebten, verringerte sich die Zahl bis Ende 2015 auf etwa 4,08 Millionen Einwohner. 2015 stieg die Einwohnerzahl zum zweiten Mal im Vergleich zu einem Vorjahreszeitraum seit 1990 – Sachsen erreichte somit 2014 erstmals Bevölkerungszuwachs seit 1990.
Am 31. Dezember 2015 war Leipzig die Stadt mit den meisten Einwohnern in Sachsen vor Dresden und Chemnitz.
Nach den Ergebnissen der 6. Regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung wird Sachsen im Jahr 2030 zwischen 3,9 (Variante 2 – niedrigere Wanderungsannahmen) und 4,0 Millionen Einwohner (Variante 1 – höhere Wanderungsannahmen) haben. Das bedeutet, 2030 leben voraussichtlich zwischen 58 000 (V 1) und 204 000 (V 2) bzw. 1,4 bis 5,0 Prozent weniger Menschen im Freistaat als Ende 2014.
Entwicklungstrend: Durchschnittsalter
Das Durchschnittsalter wird weiter stetig ansteigen.
Das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Sachsen kletterte von 39,4 Jahre im Jahr 1990 auf 46,6 Jahre im Jahr 2015. Auch bis 2030 wird die Bevölkerung weiter altern. Das Durchschnittsalter wird dann 47,6 bzw. 48,1 Jahre betragen.
Entwicklungstrend: Altersstruktur
Die Anteile der verschiedenen Altersgruppen werden sich verschieben. Der Anteil der 65-Jährigen und Älteren, insbesondere der Hochbetagten, wird deutlich ansteigen. Die Bevölkerung im Erwerbsalter wird deutlich stärker schrumpfen und altern.
Der Anteil der jüngeren Bevölkerung unter 20 Jahren an der Gesamtbevölkerung sank im Zeitraum 1990 bis 2015 von 24 Prozent auf 16 Prozent. Es lebten rund 673 000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren Ende 2015 in Sachsen. Dagegen erhöhte sich der Anteil der Bevölkerung im Alter von 65 und mehr Jahren von 16 Prozent auf 25 Prozent. Deren Anteil an der Gesamteinwohnerzahl wird bis 2030 weiter zunehmen und einen Anteil von 31 Prozent erreichen. Bis 2030 wird diese Altersgruppe auf rund 1,2 Millionen Menschen steigen. Die Altersgruppe von 20 bis unter 65 Jahren umfasst im Jahr 2015 mit rund 2,4 Millionen Personen rund 58 Prozent der Bevölkerung. Die Bevölkerung im Erwerbsalter (20 bis unter 65 Jahre) wird bis zum Ende 2030 zahlenmäßig deutlich stärker zurückgehen und altern. In dieser Altersgruppe werden dann bis zu 392 000 Personen weniger in Sachsen leben als im Jahr 2014. Deren Anteil an der Gesamtbevölkerung wird sich auf 52 Prozent reduzieren. Besonders die Zahl der Bevölkerung ab 80 Jahren nimmt unablässig zu. 2030 wird fast jeder zehnte Einwohner in Sachsen 80 Jahre und älter sein.
Entwicklungstrend: Bevölkerungsdichte
Die Bevölkerungsdichte, vor allem in peripheren Gebieten, wird weiter sinken.
Nach den Ergebnissen der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung wird sich die Bevölkerungsdichte in Sachsen von 221 Einwohner je qkm im Jahr 2015 auf 217 bzw. 209 Einwohner im Jahr 2030 verringern. Damit wird der Freistaat auch im Jahr 2030 dichter besiedelt sein, als es bereits jetzt viele Regionen in Deutschland oder Europa sind.
Entwicklungstrend: Geburten
Die Geburtenziffer (Anzahl der Kinder je Frau im gebärfähigen Alter) wird auf ähnlichem Niveau bleiben und weiterhin nicht das Bestandserhaltungsniveau von 2,1 Geburten je Frau erreichen. Die Zahl der Geburten wird sich langfristig verringern. Ursache ist die rückläufige Anzahl der potenziellen Mütter.
Nachdem sich die Geburtenzahlen bis 1994 gegenüber 1990 in Sachsen halbierten, stieg die Zahl der Lebendgeborenen wieder an und erreichte im Jahr 2015 einen neuen Höchstwert: 36 466 Kinder wurden lebend geboren. In Dresden und Leipzig werden seit einigen Jahren jährlich mehr Kinder zur Welt gebracht als 1990.
Sachsen wies 2015 im Bundesländervergleich mit 1,59 Kindern je Frau weiterhin die höchste zusammengefasste Geburtenziffer auf. Das reicht aber noch nicht für den natürlichen Erhalt der Bevölkerung aus. Dafür müssten im Durchschnitt pro Elternpaar etwas mehr als zwei Kinder geboren werden (zusammengefasste Geburtenziffer von 2,1 Kinder je Frau), die, wenn sie erwachsen sind, selbst wieder mindestens zwei Kinder bekommen müssten, um so die vorangegangenen Generationen zu ersetzen. Eine Geburtenziffer unter diesem sogenannten Bestandserhaltungsniveau führt zu einer sinkenden und alternden Bevölkerung.
Trotz einer sich in den letzten Jahren positiv entwickelnden Geburtenrate wird erwartet, dass die Zahl der Geburten bis 2030 auf 29 000 bzw. 31 000 zurückgeht. Ursache hierfür ist auch die rückläufige Anzahl potenzieller Mütter.
Entwicklungstrend: Bevölkerungsbewegung
Das Geburtendefizit (Saldo der natürlichen Bevölkerungsbewegung) wird die bestimmende Größe bei der künftigen Bevölkerungsbilanz bleiben.
Der Bevölkerungsrückgang in Sachsen im Zeitraum 1990 bis 2015 ist hauptsächlich durch ein Geburtendefizit gekennzeichnet. In dieser Zeit wurden insgesamt 834 784 Kinder geboren, das waren 553 740 weniger als Menschen im gleichen Zeitraum gestorben sind. Verstärkt wurde die Entwicklung durch Wanderungsverluste. Fast 30 Prozent des Bevölkerungsrückganges seit 1990 resultierten aus Wanderungsverlusten in Höhe von 190 000. 2,01 Millionen Fortzüge standen 1,82 Millionen Zuzügen gegenüber. Seit 2011 verzeichnet der Freistaat einen ansteigenden positiven Wanderungssaldo. Die Wanderungsbilanz Sachsens wurde von 1990 bis 2013 von den Abwanderungen in das frühere Bundesgebiet geprägt. Seit 2014 und 2015 konnten Wanderungsgewinne von dort registriert werden. Die Wanderungsverluste gegenüber dem früheren Bundesgebiet wurden durch Wanderungsgewinne mit dem Ausland und den neuen Bundesländern verringert. Besonders junge Menschen im Alter von 18 bis unter 35 Jahren prägten das Wanderungsverhalten in den vergangenen 25 Jahren (57 Prozent). Ein Viertel war im Alter von 18 bis unter 25 Jahren.
Mit der 2. Sächsischen Wanderungsanalyse werden die langfristige Entwicklung des Wanderungsgeschehens und aktuelle Wanderungsströme abgebildet.
- Weitere Informationen zur 2. Sächsischen Wanderungsanalyse
- Folien zur natürlichen und räumlichen Bevölkerungsbewegung (*.pdf, 0,26 MB)
Entwicklungstrend: Lebenserwartung
Die Lebenserwartung wird sich weiter erhöhen. Zu erwarten ist, dass sich der Abstand zwischen der Lebenserwartung von Männern und Frauen weiter reduziert. Die aktive Lebenszeit wird sich für viele Menschen verlängern.
Die Lebenserwartung neugeborener Jungen und Mädchen stieg im Zeitraum der vergangenen 25 Jahre um jeweils rund 7 Jahre. Für neugeborene Mädchen liegt sie jetzt bei 83,6 Jahren, für neugeborene Jungen bei 77,6 Jahren. Angenommen wird eine Zunahme der Lebenserwartung (bei Geburt) in Sachsen bis 2030 bei den Frauen auf 85,8 Jahre und bei den Männern auf 80,2 Jahre.
Entwicklungstrend: Geschlechterstruktur
Die Geschlechterproportion verschiebt sich bei den für die Reproduktion wichtigen Altersgruppen in Richtung eines Männerüberhangs.
In Sachsen lebten Ende 2015 rund 2 073 Tausend weibliche und 2 012 Tausend männliche Personen. Der Anteil der weiblichen Bevölkerung lag damit bei 51 Prozent der Gesamtbevölkerung. Ende 1990 waren noch 53 Prozent der Gesamtbevölkerung weiblichen Geschlechts.
Entwicklungstrend: regionale Bevölkerungsstruktur
Der Konzentrationsprozess von Bevölkerung und Infrastruktureinrichtungen zugunsten wirtschaftsstarker Zentren wird sich fortsetzen.
Aufgrund der regional differenzierten Bevölkerungsentwicklung kommt den Ober- und Mittelzentren eine herausgehobene Bedeutung als Arbeitsplatzstandorte sowie als Kerne funktionsfähiger Regionen in Sachsen zu. Leipzig, Dresden, Chemnitz, Zwickau, Bautzen und Freiberg sind die Arbeitsplatzzentren mit über 20 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort und über 400 Beschäftigten je 1 000 Einwohner am 30. Juni 2015.
Entwicklungstrend: private Haushalte und Lebensformen
Haushaltsgrößen und Lebensformen werden sich weiter wandeln.
Die durchschnittliche Haushaltsgröße von 2,3 Personen je Haushalt im Jahr 1991 verminderte sich auf 1,9 Personen je Haushalt im Jahr 2006, seitdem blieb sie konstant. Der Trend zu kleineren Haushalten hält an. Der Anteil der Ein- und Zweipersonenhaushalte macht inzwischen circa 80 Prozent aller Haushalte aus, der Anteil der Haushalte mit drei und mehr Personen dagegen circa 20 Prozent. Zur Verkleinerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße tragen insbesondere zwei Faktoren bei: Einerseits wird die durchschnittliche Kinderzahl je Haushalt immer geringer und zum anderen wachsen stark besetzte Jahrgänge in Altersgruppen hinein, welche überwiegend in kleinen Haushalten leben. Sachsen hat von allen Flächenländern den höchsten Anteil an Haushalten mit nur einer Person. Deren Anteil lag auch 2016 in Sachsen höher als im Bundesdurchschnitt.
Die Summe der Lebensformen ohne Kinder hat sich in den letzten Jahren erhöht von 1 389 Tausend im Jahr 2000 auf rund 1 680 Tausend im Jahr 2015. Hinter dem Rückgang der Lebensformen mit Kindern stehen unterschiedliche Entwicklungen der einzelnen Familientypen. Während die Zahl traditioneller Familien – bestehend aus einem verheirateten Ehepaar und Kindern – sank, stieg die Zahl der nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit Kindern.