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4. Regionales Dialogforum in Annaberg-Buchholz

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(© Dr. Uwe Winkler)

Im Podium v. r. Landrat Frank Vogel, Staatsminister Dr. Johannes Beermann, Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch, Moderator André Hardt, Dr. med. Frank Rohrwacher, Carola Lorenz sowie Sascha Kreckmann

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Barbara Klepsch, Oberbürgermeisterin von Annaberg-Buchholz

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Staatsminister Dr. Johannes Beermann bei seiner Rede

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Mauersberger-Aula der Evangelischen Schulgemeinschaft Erzgebirge in Annaberg-Buchholz

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Landrat Frank Vogel bei seinem Vortrag

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Dr. med. Frank Rohrwacher, Landesvorsitzender Sachsen, Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände und Deutscher Facharztverband sowie Facharzt für Augenheilkunde

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Anregende Diskussionen - v. r. Landrat Frank Vogel, Staatsminister Dr. Johannes Beermann, Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch, Moderator André Hardt

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Von rechts: Staatsminister Dr. Johannes Beermann, Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch, Moderator André Hardt und Facharztverbandsvorsitzender Dr. med. Frank Rohrwacher

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Fragen aus dem Publikum

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Sascha Kreckmann, Carola Lorenz und Dr. med. Frank Rohrwacher stehen für Fachfragen zur Verfügung (v. l.)

Mit dem vierten Dialogforum »Demografischer Wandel in Sachsen. Chancen gestalten!« am 2. April 2014 in Annaberg-Buchholz führte Staatsminister und Chef der Staatskanzlei, Dr. Johannes Beermann, seine regionale Veranstaltungsreihe in den Landkreisen fort, um u. a. mit Entscheidungsträgern, Fachleuten sowie Bürgerinnen und Bürgern vor Ort ins Gespräch zu kommen. Rund 170 Personen kamen in die sehenswerte Mauersberger-Aula der Evangelischen Schulgemeinschaft Erzgebirge, um die Podiumsdiskussion zu verfolgen. Wie auch bei vorherigen Veranstaltungen war das Publikum eingeladen, mitzudiskutieren und eigene Ideen einzubringen.
Nach dem Grußwort der Oberbürgermeisterin der Stadt Annaberg-Buchholz, Barbara Klepsch, folgten die Redebeiträge von Staatsminister Johannes Beermann, vom Landrat des Erzgebirgskreises, Frank Vogel, sowie dem Vorsitzenden des Landesverbandes Sachsen der Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände und dem Deutschen Facharztverband, Dr. med. Frank Rohrwacher.
Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch verdeutlichte mit einem Zitat aus dem Buch »Altwerden ist nichts für Feiglinge« von Joachim Fuchsberger, dass Angst vor der Zukunft die Gesellschaft nicht weiterbringt. Sie begreift den demografischen Wandel nicht als Problem, sondern als Herausforderung und Chance. Seit vielen Jahren beschäftigt sich die Stadt Annaberg-Buchholz mit den Auswirkungen – sei es bei der Stadtplanung, Trinkwasserver- oder Abwasserentsorgung, beim Wohnungsbau, bei den Themen Bildung, Verkehr, Infrastruktur, Freizeit sowie bei der medizinischen Pflege und Versorgung – quasi alle Bereiche. Sie wünscht sich, dass Kinder wieder eine größere Rolle in unserer Gesellschaft spielen und sich die Rahmenbedingungen für junge Menschen verbessern.
Bereits im Vorfeld der Veranstaltung sagte Staatsminister Beermann: »Dieses Mal ist es mir besonders wichtig, mich mit Fachleuten und Bürgern zu den Themen Pflege und medizinische Versorgung im ländlichen Raum auszutauschen«. Es ist Aufgabe der Politik, dass ambulante und stationäre Versorgung im Freistaat funktionieren. Der Freistaat habe daher zur Sicherung der medizinischen Versorgung sehr frühzeitig begonnen, mit unterschiedlichen Maßnahmen auf die Herausforderungen zu reagieren. So wurden u. a. ein Studentenstipendienprogramm 2013 eingeführt und Modellprojekte u. a. in Ostsachsen im Bereich Telemedizin gestartet. Regelmäßig ist die Staatsregierung darüber mit Kassen und Ärzten im Gespräch.
Herr Landrat Vogel verwies darauf, dass der Landkreis heute noch rund 355.000 Einwohner hat. Für 2025 werden nach der aktuellen Bevölkerungsprognose eine Bevölkerungszahl zwischen 307.000 und 300.000 prognostiziert. Der voraussichtliche Bevölkerungsverlust entspricht ungefähr der jetzigen Bevölkerung der Städte Annaberg-Buchholz, Aue und Schwarzenberg zusammen. Ein Thema war bereits Anfang der 2000er Jahre die Schulnetzplanung, bei der der Landkreis sich intensiv mit den Folgen des demografischen Wandels beschäftigt hat. Im Mai 2011 wurde mit einem Projekt zur Analyse der sozialen Infrastruktur begonnen. In der ersten von drei Projektphasen wurde der »Sozialnavigator« umgesetzt. Er wurde am 3. Januar 2014 auf der Homepage des Landratsamtes öffentlich freigeschaltet. Dabei wurden sämtliche Angebote im sozialen Bereich – abrufbar für jede Gemeinde des Landkreises – erfasst und dargestellt, darunter sind Kitas, Schulen, Studieneinrichtungen, medizinische und Pflegeeinrichtungen, Hospize, Wohnformen, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Freizeitangebote, Vereine, Verbände und mehr. Das Projekt wurde finanziell mit der Förderrichtlinie Demografie der Sächsischen Staatskanzlei unterstützt. Der Arbeiter-Samariter-Bund des Kreisverbandes Erzgebirge war Antragsteller und Partner des Landratsamtes in dieser ersten Phase. In der zweiten Projektphase erfolgt eine Bedarfsanalyse, insbesondere bei der Seniorenarbeit. Im Anschluss daran will der Landkreis Leitlinien für die Seniorenpolitik und den zielgerichteten Einsatz der Mittel verabschieden.
Wie der Landkreis versucht, junge Absolventinnen und Absolventen für den Lehrerberuf in der ländlichen Region zu gewinnen, beschrieb Landrat Frank Vogel anhand eines Pilotprojektes, welches gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus durchgeführt wird. Im Regionalfenster des Internetportals www-lehrer-werden-in-sachsen.de stehen seit Herbst 2013 viele Informationen für potenzielle Lehrer im Landkreis zur Verfügung (Tipps zur Wohnungssuche etc.).
Aus dem damaligen Modellvorhaben »Westerzgebirge«, das Mitte der 2000er Jahre lief, hat der Landkreis viele Erfahrungen gewonnen auf die jetzt aufgebaut wird.

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Zuhörer

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(© Dr. Uwe Winkler)

V. r. Landrat Frank Vogel, Staatsminister Dr. Johannes Beermann, Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch, Moderator André Hardt, Dr. med. Frank Rohrwacher, Carola Lorenz sowie Sascha Kreckmann

Dr. med. Frank Rohrwacher, der als Vertreter der Ärzteschaft gekommen und selbst praktizierender Augenarzt ist, ging darauf ein, wie immens sich Lebenserwartung und Rentenbezugsdauer verändert haben. Die Lebenserwartung in Deutschland hat in den letzten 40 Jahren um zehn Jahre zugenommen. Der Zeitraum des Erlebens der Rente hat sich seit Ende der 60er Jahre von 10 auf 25 Jahre erhöht.
Trotz der Probleme hat Deutschland eines der besten Gesundheitssysteme in der Welt. Nicht nur die Bevölkerung wird älter, auch der Altersdurchschnitt der Ärzte steigt. So scheidet rund die Hälfte der ambulant tätigen Ärzte in den nächsten zehn Jahren aus. Bis 2025 müssen rund 70 Prozent der Hausärzte in Mitteldeutschland ersetzt werden. Eine große Herausforderung wird es sein, die dann offenen Stellen wieder zu besetzen.
Nach der aktuellen Berechnungsgrundlage zur Zulassung von Haus- und Fachärzten gelte der Landkreis als nicht unterversorgt. Der den Berechnungen zugrunde liegende Schlüssel passe zumindest bei Augenärzten nicht mehr. Die praktizierenden Augenärzte weisen auch im Erzgebirgskreis überdurchschnittlich viele Behandlungsfälle pro Quartal auf. Vielfältige Innovationen sowie Therapie- und Operationsmöglichkeiten sind sehr behandlungsintensiv und nicht zuletzt kommt es durch wachsende Ansprüche der Patienten zu überfüllten Praxen.
Berücksichtigt werden müsse auch, dass viele Ärzte unter der hohen Arbeitsbelastung und der Unsicherheit bei den Abrechnungsmodalitäten leiden.
Bei der Diskussion stand eine zentrale Frage im Mittelpunkt: Wie können Mediziner für den ländlichen Raum gewonnen werden?
Fakt ist, dass ein großer Teil der ausgebildeten Medizinstudentinnen und -studenten in andere Bereiche wechselt. Es mangelt jedoch nicht an fehlenden Bewerbern für das Medizinstudium. 
Carola Lorenz, Leiterin Ambulante Dienste des Gemeinnützigen Wohn- und Pflegezentrums Annaberg-Buchholz schilderte unter anderem, welche Unterstützung ihre Einrichtung bietet, um die Mitarbeiter in der Region zu halten. Durch Projekte mit Kitas und Schulen im Ort, zum Beispiel durch Besuche von Kindern und Jugendlichen bei Senioren in der Einrichtung, kann der Nachwuchs frühzeitig den Pflegebereich kennenlernen.
Welche Möglichkeiten sich mithilfe von telemedizinischen Lösungen zur Unterstützung von Ärzten und Patienten ergeben, beschrieb Sascha Kreckmann von der Firma vitaphone GmbH anhand eines Projektes zur Etablierung eines Versorgungskonzeptes für Patienten mit Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen. Das Projekt, welches die Firma gemeinsam mit dem Bundesland Rheinland Pfalz betreut, wird in einer schwach besiedelten Region in der Westpfalz durchgeführt.
Fragen und Wortbeiträge aus dem Publikum betrafen u. a. die Abstimmung zwischen Fach- und Hausärzten, aber auch die Abstimmung zwischen Ärzten und Pflegediensten, die Erreichbarkeit von Ärzten und medizinischen Versorgungseinrichtungen mittels des Öffentlichen Personennahverkehrs sowie die bessere Ausschöpfung des Potenzials stationärer Einrichtungen.
Nach dem offiziellen Teil gab es – wie bei vorherigen Veranstaltungen auch – die Gelegenheit für individuelle Gespräche.
Die Ideen und Anregungen aus den Redebeiträgen und der Diskussion nahm Staatsminister Beermann gern mit.

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